Bereits Ende März hatte die Gesamtschule Mittelkreis Besuch von Gustav Flören. Gustav Flören wurde 1921 in Goch-Asperden geboren, lebt dort noch immer und ist außerdem der Großvater einer Schülerin unserer Schule. Vor einigen Monaten fragte seine Enkelin im Geschichtsunterricht, ob ihr Großvater für die Mitschülerinnen und Mitschüler einen Vortrag über seine bewegende und erlebnisreiche Vergangenheit halten dürfte. Letzte Woche war es dann endlich soweit: Herr Flören kam in den Tagungsraum der Gesamtschule, um von seinen Kindheitserlebnissen und -erinnerungen aus der NS-Zeit und seinem späteren Soldatenleben im Zweiten Weltkrieg zu berichten. Herr Flören ließ ca. 90 Zehntklässlerinnen und Zehntklässler an seiner Lebensgeschichte teilhaben, indem er ihnen mithilfe von Fotos und Zeitungsberichten von einer Zeit in Goch berichtete, die von dem NS-Regime bestimmt war.
Mit viel Aufmerksamkeit und großem Interesse folgten die Schülerinnen und Schüler den Erzählungen des Zeitzeugen. Besonders interessant waren seine Schilderungen von konkreten Erlebnissen, die sich unmittelbar in Goch oder der Umgebung zugetragen haben. Zum Beispiel berichtete Herr Flören, er sei am Tag nach der Reichspogromnacht mit dem Fahrrad durch die Straßen von Goch gefahren und habe die zerstörten jüdischen Ladenlokale und Wohnhäuser gesehen.
Nicht weniger beeindruckend und spannend waren Herr Flörens Erzählungen aus seiner Soldatenzeit. Vier Jahre war er hauptsächlich dafür zuständig, dass im gesamten Deutschen Reich und in den eroberten Gebieten Telegraphenmasten errichtet und repariert wurden. In dieser Zeit kam er viel herum: Moldawien, Litauen und die griechische Insel Kreta waren nur einige von seinen vielen Stationen. Ungefähr 50.000 km hat er in vier Kriegsjahren (meistens per Bahn) zurückgelegt.
Zwei volle Schulstunden durften die Jugendlichen den Erzählungen lauschen und anschließend ihre eigenen Fragen stellen. Wir können uns wahrhaft glücklich schätzen, solche Zeitzeugen noch persönlich kennenzulernen und diese Bereicherung für den Geschichtsunterricht zu erfahren. Daher gilt ein großer Dank Herrn Gustav Flören, der in seinem hohen Alter noch den Weg bis zu uns in die Schule gefunden und sich die Mühe gemacht hat, Geschichte aus erster Hand mit der Jugend von heute zu teilen.