Bedburg-Hau - LVR Klinik

Name: LVR-Klinik Bedburg-Hau / Achte Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt

Ort: Bahnstraße 6, 47551 Bedburg-Hau

Entstehungsjahr: 1912

Die LVR–Klinik wurde 1912 zur Behandlung psychisch kranker Menschen erbaut und hat sich, nicht nur hinsichtlich der Behandlungsmethoden, bis heute fortschrittlich entwickelt. Negativ geprägt wurde das Bild der Anstalt während des Zweiten Weltkrieges, als viele Patienten unter der Führung von Adolf Hitler und den Nationalsozialisten, die die Diskriminierung gegen Kranke und Behinderte stärkten, aus Bedburg-Hau in Konzentrationslager transportiert und getötet wurden. Heute ist die deutlich erweiterte Klinik in viele Abteilungen untergliedert, beispielsweise in einen Teil, der speziell auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet ist

Die Gründung der achten Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Bedburg-Hau wurde im Jahre 1907 durch den 47. Rheinischen Provinziallandtag beschlossen. Dieser kümmerte sich im 20. Jahrhundert um die Sorge für psychisch Kranke, die früher als „Geisteskranke“ oder „Irre“ bezeichnet wurden. 1912 wurde die Klinik dann eröffnet. Anlass für die Erbauung war, dass mehr Platz für die Patienten benötigt wurde, die damals als „unheilbare Geisteskranke“ in gefängnisartigen Einrichtungen untergebracht waren, da sie als gefährlich für sich selbst oder andere angesehen wurden.

In den Anfängen der Anstalt, also Anfang des 20. Jahrhunderts, zählte neben der Bettbehandlung und der Arbeitstherapie auch das Dauerbad zu den wichtigsten Behandlungsmethoden. Hierbei sollten besonders unruhige Patienten manchmal mehrere Tage lang zur Beruhigung in einer Wanne mit lauwarmem Wasser liegen, wobei diese teilweise sogar mit Decken verschlossen wurde. Auch Experimente wurden an den Patienten durchgeführt, so zum Beispiel das künstliche Herbeiführen von Malariafieberanfällen, um Erfolge gegen die progressive Paralyse zu erzielen. An dieser Spätform der Syphilis, gekennzeichnet durch zunehmende Demenz und einen Persönlichkeitsabbau, litt ein Großteil der Patienten in Bedburg-Hau.

Später durften mit dem Beschluss des Zwangssterilisationsgesetzes vom 14.07.1933 Patienten, die an Erbkrankheiten oder schwerem Alkoholismus litten, unfruchtbar gemacht werden. Als Erbkrankheiten galten damals beispielsweise angeborener Schwachsinn (geistige Minderbegabung), Schizophrenie, manisch-depressives Irresein (Extremschwankungen der Stimmung), schwere erbliche körperliche Missbildung oder erbliche Fallsucht (heute: Epilepsie). Das Gesetz wurde in Bedburg-Hau allerdings nicht so häufig durchgesetzt, da Männer und Frauen ohnehin schon getrennt in der Anstalt untergebracht waren.

Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war die Klinik in Bedburg-Hau mit 3300 Patienten die größte Rheinisch Provinziale Heil- und Pflegeanstalt. Allerdings musste im Rheinland Platz für Lazarette geschaffen werden und dafür als Erstes psychisch Kranke weichen, sodass die ersten Transporte von Patienten aus der Anstalt begannen. Die Menschen wurden auf andere Anstalten verlegt und später weiter in die Tötungsanstalten transportiert. Innerhalb von einer Woche war die Klinik in Bedburg-Hau zu zwei Dritteln geleert. Einer der größten Transporte war der in die Süddeutsche Anstalt Grafeneck, eine Todesanstalt, in der die Patienten in einer dafür ausgelegten Gaskammer umgebracht wurden. Der Sonderzug nach Grafeneck war einen Tag und eine Nacht unterwegs, dazu kam das Ausladen, was ca. sieben bis acht Stunden dauerte.

Angehörigen wurde nach der Deportation der Patienten erzählt, dass auf Anordnung des Reichsverteidigungskommissars die Verlegung ihres Verwandten in eine andere Anstalt aus kriegswichtigen Gründen erfolgt sei und dass die aufnehmende Anstalt die Benachrichtigung übernehme, sobald die persönlichen Daten verschickt worden seien. Erst etwas später erreichte die Angehörigen dann der Brief, der sie über den Tod ihres Verwandten informierte. Als Todesursache wurde dabei meist die Folge einer Krankheit angegeben.

Der Krieg selbst bedeutete für die Bedburg-Hauer Anstalt die Zerstörung eines Hauses sowie schwere Schäden an mehreren Krankenhäusern, einem Gutshof und der Einzäunung der Anstalt. Aber auch nach dem Wiederaufbau entstanden durch die Fremdbelegung anderer Einrichtungen, wie die der Justizvollzugsanstalt oder eines Krankenhauses und der Hasselter Polizeistation im Verwaltungsgebäude, viele Schäden und Vernachlässigungen an der Bausubstanz. Jedoch wurden nach Auszug der anderen Einrichtungen neue Räumlichkeiten gebaut, vorhandene Gebäude ausgebaut und Erneuerungen auf verschiedenen technischen Gebieten durchgeführt.

Durch die Modernisierung und die veränderten Nutzungsmöglichkeiten stehen heute viele der älteren Gebäude leer. Die Klinik ist nun sogar speziell auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet und verfügt über Bereiche der sozialen Rehabilitation, eine forensische Psychiatrie und Krankenhausbereiche mit acht verschiedenen Abteilungen. Die ca. 100 Gebäude der Klinik liegen in einem etwa 80 ha großen wald- und parkartigen Gelände mit einem dichten, teilweise sehr alten Baumbestand sowie Rasenflächen und Blumenbeeten. Die Einrichtung verfügte Ende 2015 über ca. 930 Betten und beschäftigte etwa 1.700 Mitarbeiter.