Haus zu den fünf Ringen
Name: Haus zu den fünf Ringen
Ort: Steinstraße 1, 47574 Goch
Entstehungszeit: spätes 15. – frühes 16. Jahrhundert
Das Haus zu den fünf Ringen stellt das letzte noch erhaltene spätgotische Haus Gochs dar und gilt als eines der prächtigsten Bürgerhäuser des Niederrheins. Man schätzt den Erbauungszeitraum auf das späte 15. bis frühe 16. Jahrhundert, wobei eine erste Erwähnung erst auf das Jahr 1674 zurückgeht. Im Laufe der Zeit und unter den verschiedensten Eigentümern reicht die Nutzung des Gebäudes vom Versammlungsort der Fürsten über die Beherbergung eines Speiselokals sowie eines Weingroßhandels und einer Brauerei bis hin zum Getränkefachmarkt. Bis heute fanden neben einigen Beschädigungen durch Umbaumaßnahmen oder durch den zweiten Weltkrieg auch entsprechende Rückbaumaßnahmen statt, sodass das heutige Fünf-Ringe-Haus wieder nahezu über sein ursprüngliches Erscheinungsbild verfügt. Zurzeit plant man, ein stadtgeschichtliches Zentrum in dem historischen Gebäude zu errichten.
Bei dem Haus zu den fünf Ringen handelt es sich um ein im Spätmittelalter erbautes Bürgerhaus. In welchem Jahr es genau errichtet wurde, ist dabei nicht eindeutig geklärt, in der Literatur wird allerdings von einer Erbauung zwischen dem späten 15. und frühen 16. Jahrhundert ausgegangen. Der große Stellenwert des Hauses, vor allem für die heutige Zeit, wird dabei dadurch unterstrichen, dass es sich um das letzte noch erhaltene spätgotische Haus in Goch handelt. In der Literatur wird es außerdem häufig als das prächtigste Bürgerhaus des Niederrheins bezeichnet. Dies deutet schon die reich verzierte Außenfassade an. Auch im Inneren weist einiges darauf hin, dass das Haus zu den fünf Ringen als aufwendiges Patrizierhaus erbaut, also ursprünglich von der reicheren Oberschicht der Stadt bewohnt wurde, denn in einer Vielzahl der Zimmer ließen sich teilweise gut erhaltene Überreste von mehreren Kaminen, Lichtnischen, einem Wandschrank und einem Brunnen im Keller ausmachen. Zugleich entdeckte man eine ins Mauerwerk fest eingelassene Toilettenanlage mit Fallschacht und zum Raum hin verschließbarer Tür, die zuvor bei vergleichbaren Häusern noch nicht beobachtet worden war. Auffallend scheint auch die für damalige Verhältnisse zukunftsweisende Dreigeschossigkeit des Vorderhauses, während das Hinterhaus nur zweigeschossig ist. Neuste Untersuchungen brachten aber hervor, dass das Gebäude im Mittelalter auch im vorderen Teil zweigeschossig war.
Aus welcher Zeit dann die heutige Dreigeschossigkeit stammt, ist ebenso unbekannt wie es der Anlass und der Initiator der Erbauung des Hauses sind. Allerdings vermutet man, dass es den Herzögen von Kleve, Geldern und Moers als Versammlungs- und Festhaus gedient haben soll. Später geriet es aber wohl bei den Fürsten in Vergessenheit, sodass sich insgesamt eine große Zeitspanne ergibt, in der die Eigentums- und Nutzungsverhältnisse des Hauses nicht geklärt sind. In der allgemeinen Literatur wird daher erst das Jahr 1674 als das Jahr angegeben, in dem das Haus zu den fünf Ringen erstmals erwähnt wird. Damals soll es Elias Engelbrunner (teilweise auch als Jacob Engelbronner angegeben), dem Pächter der städtischen Wasserkornmühlen, also einem eher wohlhabenden Mann, gehört haben, der hier ein Speiselokal betrieb. Ab 1736 bis 1773 galt dann Jan Rütten als Besitzer des Fünf-Ringe-Hauses, in dem er als Weingroßhändler tätig gewesen sein soll, bevor Chirurgus Boes einige Jahre später 1791 das Haus übernahm, wobei aber nicht geklärt ist, wozu er das Gebäude nutzte.
Ebenfalls undurchsichtig ist, wie und wann das Haus zu den fünf Ringen im Folgenden durch Erbschaft in den Besitz der Familie van den Bosch kam, die als wohlhabendste Kaufmannsfamilie in Goch bekannt war und ihr Wohnhaus in dem zum Fünf-Ringe-Haus benachbarten heutigen Rathaus hatte. Klar erkenntlich ist dagegen, dass ein gewisser Friedrich Hellen, der eine van den Bosch zur Frau hatte, das Gebäude 1828 erwarb und in den Kellern, wie zuvor schon Jan Rütten, eine Weingroßhandlung betrieben haben soll. Etwa zur selben Zeit, also Anfang des 19. Jahrhunderts, kam es dann auch zur ersten festgehaltenen Veränderung, die am Haus vorgenommen wurde. So wurden hier sämtliche Fensteröffnungen umgestaltet und das heutige, später wiederhergestellte, Blendensystem, das das Haus wesentlich von ähnlichen Bauten unterschied, war nach den Arbeiten nicht mehr vorhanden. Diese Veränderungen fanden vermutlich statt, bevor 1840 die Gebrüder Peter und Anton Otten, die zuvor schräg gegenüber des Hauses zu den fünf Ringen auf der Steinstraße eine Brauerei betrieben, in das Haus übersiedelten, um dort in den hinteren Gebäudeteilen Bier zu brauen. Mit den neuen Eigentümern kam das Gebäude auch zu seinem Namen, denn als die Gebrüder Otten das Gebäude übernahmen, nahmen sie die alte Hausmarke ihrer vorherigen Brauerei mit und nannten sie nun Otten’sche Brauerei zu den fünf Ringen. Der Name „zu den fünf Ringen“ entstand dabei in Anlehnung an die Bierbrauerei, weil die Bierfässer von fünf Eisenringen zusammengehalten wurden. 1882 übernahm der Müller Mathias Janssen das Haus und stieg bei seinen Verwandten in das Brauereigeschäft ein.
Doch nicht nur das Brauereigewerbe schien für Goch eine Bedeutung zu haben, sondern auch das Fünf-Ringe-Haus selbst. So erkannte man schon 1898 den schützenswerten Rang des Gebäudes, sodass ein Denkmalspflegebeauftragter eine Petition zur Beihilfeunterstützung für die Restaurierung des Hauses zu den fünf Ringen an die Regierung in Düsseldorf stellte. Der Diözesanbaumeister H. Renard aus Köln nahm sich der Wiederherstellung an, bei der man das ehemals gotische Erscheinungsbild zurückgewinnen wollte. Die Rückbauarbeiten, die im Frühjahr 1900 begannen und ziemlich genau ein Jahr andauerten, können letztlich sogar nach heutigem Erkenntnisstand als äußerst zuverlässig beschrieben werden, sodass seitdem das Fünf-Ringe-Haus wohl nahezu sein ursprüngliches Erscheinungsbild wiedererlangt hat.
In den Folgejahren Anfang des 20. Jahrhunderts expandierte das Brauereiunternehmen der Familie Janßen noch weiter und 1913 waren schließlich zwanzig Arbeiter beschäftigt. Doch nur zwei Jahre später stellte Theodor Janßen am Haus zu den fünf Ringen die Bierbrauerei ein und führt die Firma als Biergroßhandlung weiter. Die Biergroßhandlung wurde noch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges von der Familie Janßen weitergeführt. Der Krieg stellte nicht nur für den Betrieb, sondern auch für das Gebäude selbst, ein bedeutungsvolles Ereignis dar. Dabei grenzt es nahezu an ein Wunder, dass zwar das Dach des Gebäudes fast vollständig zerstört, die Fassade aber nur geringfügig beschädigt wurde, da 84% der Stadt und insbesondere die Steinstraße zerstört wurden. Trotzdem ragte das Fünf-Ringe-Haus aufrecht aus den Trümmern hervor. Schnell erkannte man den Wert des einzigen noch erhaltenen historischen Hauses und bat die Stadt Goch um Unterstützung beim Wiederaufbau. Dieser gelang dann auch, wie das heutige Bild des Gebäudes beweist. Nach der erfolgreichen Wiederherstellung nahm man in dem Fünf-Ringe-Haus neben der Tätigkeit als Getränkeverleger auch die Limonaden- und Eisproduktion sowie das Abfüllen von Tucher-Bieren wieder auf. Zu Beginn der 1970er Jahre fand durch Johannes Janßen, dem Sohn von Franz Janßen, ein Umbau des Getränkeverlags zu einem modernen Getränkefachgroßhandel mit Gastronomieausrichtung statt. Noch bis in das Jahr 2000 wurde auf dem Grundstück des Hauses zu den fünf Ringen ein Getränkeabholmarkt betrieben, bevor Theodor Janßen das Gebäude dann 2002 an die Stadt Goch veräußerte, die es seitdem besitzt.
Nachdem man in den Folgejahren erhebliche Mängel an der Statik des Hauses feststellte, führte man einige Renovierungsarbeiten durch. Danach stand das Gebäude, mit Ausnahme einer temporären Ausstellung zur Heimatgeschichte, lange leer. Für eine zukünftige längerfristige Nutzung plant der Heimatverein in Verbindung mit der Bürgerstiftung Historisches Heimatmuseum Goch und der Stadt Goch seit 2017 die Errichtung eines stadtgeschichtlichen Zentrums im Haus zu den fünf Ringen. Dieses soll Raum für eine Touristik-Information bieten, als Ausgangspunkt von Stadtrundführungen dienen, den Treffpunkt für historische Vereine oder Veranstaltungen darstellen sowie ein Museum beherbergen.